Neben der Lehre und Weiterbildung ist die Forschung eine universitäre Kernaufgabe. Grundlagenforschung trägt wesentlich zu einem besseren Verständnis verschiedener Probleme, Prozesse und Zusammenhänge bei und stellt dabei auch oft die notwendige Basis für den anwendungsbasierten Bereich. Dessen Output lässt sich unter anderem auch anhand der von der Universität eingereichten Erfindungen und Patente ablesen. Dabei bilanziert die Uni Graz erfolgreich: In den vergangenen fünf Jahren bekam das Forschungsmanagement und -service 77 Erfindungen zur Evaluierung. Daraus sind mehr als 25 Projekte entstanden, die wiederum 62 Patentanmeldungen mit sich brachten.
>> Infos rund um den Prozess der Patentanmeldung gibt es im Webradio der Grazer Universitäten!
Lesen Sie hier eine Auswahl der besten Forschungserfindungen der Universität Graz aus den vergangenen Jahren:
Unbekanntes Enzym entdeckt: WissenschafterInnen revolutionieren den Stand der Fettstoffwechselforschung (2004, 2008, 2011)
2004 publizierten Univ.-Prof. Dr. Rudolf Zechner und sein Team die Entdeckung eines bis dato unbekannten fettspaltenden Enzyms im renommierten Fachmagazin „Science“ – und erregten damit international enormes Aufsehen. Es konnte gezeigt werden, dass die „Adipose Triglyceride Lipase“, kurz ATGL, hauptverantwortlich für die Spaltung von Triglyzeriden, also neutralen Fetten, im Fettgewebe ist. Diese Entdeckung revolutionierte den damaligen Stand der Fettforschung. Zwei Jahre später wurde bestätigt, dass das ATGL-Enzym auch in allen anderen Geweben eine maßgebliche Rolle spielt. Dieses Forschungsgebiet ist nicht zuletzt deshalb von größter medizinischer Bedeutung, da Störungen des Lipidstoffwechsels mit extrem häufigen Erkrankungen, wie Fettleibigkeit, Altersdiabetes und Atherosklerose assoziiert sind.
2008 konnten die ForscherInnen gemeinsam mit KollegInnen der Medizinischen Universität Graz zeigen, dass ATGL eine wesentliche Rolle bei der Behandlung von Kachexie einnehmen kann. Kachexie ist eine Erkrankung, die unter anderem als Folge von fortgeschrittenen Tumorerkrankungen von KrebspatientInnen auftritt, die zum Abbau des körpereigenen Fett- und Muskelgewebes und somit zum „Verhungern“ des Körpers führt.
2011 gelang es dann einem Team um Assoz. Univ.-Prof. Dr. Robert Zimmermann in Zusammenarbeit mit der TU Graz die chemische Substanz „ATGLISTIN®“ zu finden. An einer Substanz für den Einsatz im Menschen wird gearbeitet. ATGLISTATIN® befindet sich derzeit in der Patentierungsphase und ist eine eingetragene Marke der Universität Graz.
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Zum Fressen gern: ForscherInnen entwickeln entzündungshemmende Tiernahrungsergänzung in Form von Lärchenspänen als Antibiotika-Alternative (2007)
Entzündliche Erkrankungen stellen in der Tiergesundheit ein häufig auftretendes Problem dar. Mastitis, Arthritis, Wundinfektionen oder Ekzeme sind nur einige Krankheiten, die in der Mast- und Massenhaltung vorkommen. Nach dem Verbot von Antibiotikazusätzen im Futter war die Wissenschaft gefordert, an einer Alternative zu forschen. Am Ende entsprang daraus ein weiteres Patent für die Uni Graz dank dem Team rund um Univ.-Prof. Dr. Rudolf Bauer vom Institut für Pharmazeutische Wissenschaften: Lärchenspäne, die als Nebenprodukt in Sägewerken täglich tonnenweise anfallen, können als entzündungshemmendes Tiernahrungsergänzungsmittel für die Mast genutzt werden.
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Für immer jung: Grazer Forscher entdecken „Jungbrunnen“ in Samenflüssigkeit (2009)
Der Traum von ewiger Jugend – diesem uralten Wunsch der Menschheit ist ein Forschungsteam der Karl-Franzens Universität Graz ein großes Stück näher gekommen. Univ.-Prof. Dr. Frank Madeo und Dr. Tobias Eisenberg vom Institut für Molekulare Biowissenschaften haben entdeckt, dass Spermidin, eine Substanz die in höchsten Konzentrationen in der männlichen Samenflüssigkeit vorkommt, das Leben von verschiedensten Zellen und Tieren verlängert. Die spektakulären Ergebnisse des Projekts wurden im hochrangigen internationalen Wissenschaftsjournal „Nature Cell Biology“ veröffentlicht.
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Spitze ohne Spritze: BiowissenschafterInnen haben eine revolutionäre Immunisierungstechnologie entwickelt (2010)
Infektionen sind weltweit Todesursache Nummer eins. Vor allem die rasante Zunahme von Antibiotikaresistenzen erschwert ihre Bekämpfung. Neue Vakzine sind daher wichtiger denn je. Ein Team um Univ.-Prof. Dr. Joachim Reidl und Assoz.Univ.-Prof. Dr. Stefan Schild vom Institut für Molekulare Biowissenschaften der Uni Graz entwickelten eine alternative Technologie für Impfungen gegen gefährliche Atemwegserkrankungen bei Mensch und Tier sowie gegen Cholera.
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Pixelzauber: MathematikerInnen entwickeln Verfahren, um die Qualität von JPG-Bildern zu verbessern (2011)
In Österreich werden geschätzte zehn Millionen Fotos täglich gemacht und dann per E-Mail verschickt oder ins Netz gestellt. Dies erfolgt häufig im JPG-Format, bei dem Bilddaten komprimiert werden und dadurch bedeutend weniger Speicherplatz benötigen. Wie man trotz stark verkleinerter „Verpackung“ realitätsnahe Bilder zaubern kann, haben Univ.-Prof. Dr. Kristian Bredies und Dr. Martin Holler vom Institut für Mathematik und Wissenschaftliches Rechnen der Uni Graz entdeckt: Sie entwickelten Algorithmen zur Rekonstruktion und Optimierung von komprimierten Dateien. Grundsätzlich ist dieses „Grazer Modell“ in den unterschiedlichsten Bereichen einsetzbar: in der medizinischen Diagnostik – etwa bei der Magnetresonanz- oder der Computertomografie – ebenso wie bei der alltäglichen Digitalfotografie.
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Sauberes Sache: Enzyme in Filtersystemen können unser Abwasser von Hormonen befreien (2011)
Weltweit werden Medikamentenrückstände und Hormone in Gewässern zu einem immer größeren Problem. Am Beispiel der Substanzen der Anti-Baby-Pille, die über die Urinausscheidungen in das Abwassersystem gelangen, zeigt sich, dass Tiere und Menschen zunehmend unfruchtbar werden. Ein Team der Uni Graz rund um Ao.Univ.-Prof. Dr. i.R. Volker Ribitsch gelang es, ein neuartiges von der TU Graz, der Universität Graz sowie der ACIB GmbH entwickeltes Enzym auf der Oberflächen von sogenannten Membranen zu immobilisieren. Membrane sind schlauchartige Gefäße, durch die Flüssigkeit hindurchfließt. Die Hormonrückstände bleiben dabei an der Oberfläche haften und gelangen nicht in das Grund- bzw. Fließgewässer. Derzeit befindet sich die von der Universität patentierte Technologie in der Testphase eines weltweit tätigen Konzerns mit Sitz in den Niederlanden.
Kunststoff aus der Natur: ChemikerInnen der Uni Graz machen mit Enzymen Plastikbausteine (2012)
Die Voraussetzung für die Herstellung kostengünstiger Plastikmaterialien haben Forschungen am Institut für Chemie der Karl-Franzens-Universität Graz geschaffen. Ao.Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Kroutil vom Institut für Chemie und sein Team fanden heraus, wie man Enzyme aus der Natur dazu bringt, Kunststoffbausteine für Polyamide herzustellen. Die Enzyme, natürliche Eiweiße, sind die Biokatalysatoren, die chemische Reaktionen beschleunigen und dadurch höchst effizient „arbeiten“. Die Entdeckung wurde zusammen mit einem industriellen Partner patentiert und zielt darauf ab, hoch beanspruchbare Kunststoffe zur Erzeugung von Snowboards, Segelschiffen oder Flügeln von Windkraftwerken bereitzustellen.
Impfstoff für Honigbienen: Die gefährliche Faulbrut-Seuche könnte in Zukunft eingedämmt werden (2013)
Die sogenannte amerikanische Faulbrut und die europäische Faulbrut sind meldepflichtige Bienenseuchen, die weltweit Bienenvölker sterben lassen. In den USA werden Massen von Antibiotika an die Bienen verfüttert, um sie gegen das Bakterium zu schützen. In Europa müssen betroffene Völker von den ImkerInnen verbrannt und Sperrzonen errichtet werden. Die Grazer ForscherInnen Dr. Ulrike Riessberger-Gallé und Priv.-Doz. Dr. Wolfgang Schühly, Dr. Javier Hernandez-Lopez sowie Univ.-Prof. Karl Crailsheim konnten erstmals zeigen, dass mithilfe der Substanz LPC, die aus Eiweiß gewonnen wird, eine Infektion der Bienenvölker verhindert wird. Die Erfindung wurde von der Uni Graz zum Europäischen Patent angemeldet.
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Alte Schriften zerfallen: ForscherInnen entwickeln Nano-Partikel zur Bewahrung von historischen Büchern (2014)
Auf Cellulose basierende Schriftstücke, insbesondere des 19. und 20. Jahrhunderts, sind aufgrund ihrer chemischen Zusammensetzung von der Auflösung und Zersetzung durch äußere Umwelteinflüsse, aber auch durch die verwendete Tinte bedroht. Derzeit lagern allein im Österreichischen Nationalarchiv Schriften, die aneinander gereiht eine Gesamtlänge von 500 Kilometer ergeben würden. Auf Europa hochgerechnet beliefe sich Gesamtlänge sogar auf 25.000 Kilometer. Ein Grazer Forscherteam rund um Dr. Rupert Kargl, Ao.Univ.-Prof. i.R. Dr. Volker Ribitsch, Dr. Tamilselvan Mohan sowie Lunjakorn Amornkitbamrung entwickelte 2014 eine neuartige Methode zur sogenannten Massenentsäuerung basierend auf Nano-Partikeln, die in das Papier eindringen und es so festigen und stabilisieren.