War es der Urknall oder Gottes Werk? Schon wenn es um die Entstehung der Welt geht, dann haben darüber Naturwissenschaft und Theologie recht unterschiedliche Vorstellungen. Dass es dazu aber ergänzende Antworten geben kann, davon sind die Alttestament-Forscherin Irmtraud Fischer und der Biochemiker Andreas Kungl überzeugt. In einer gemeinsamen Cross-Over-Lehrveranstaltung werfen sie tradiertes Konkurrenzdenken der beiden Disziplinen über Bord und – so deren Devise – „überdenken eine lange Zeit feindselige Relation“.
„Wir erzählen alle Geschichten“, erklärt Irmtraud Fischer, Professorin für Alttestamentliche Bibelwissenschaft. „Viele Narrative rühren von einer fundamentalistischen Auslegung und einem wortwörtlichen Verständnis der Bibel her.“ Gemeinsam können wir mehr, war für Andreas Kungl, Professor am Institut für Pharmazeutische Wissenschaften, die Motivation, das Konversatorium mit der Theologin in diesem Sommersemester zu initiieren.
„Durch den Erfolg in den Naturwissenschaften sind wir betriebsblind geworden“, meint Kungl selbstkritisch. „Alte Wege der Erkenntnis, die Jahrhunderte erprobt waren, sollte man mitbetrachten.“ Zudem gehe es bei vielen Fragen, insbesondere in den sogenannten Life Sciences, um ethisch-moralische Aspekte.
In diesem Zusammenhang weist Fischer darauf hin, dass „früher viele naturwissenschaftlich Gelehrte aus kirchlichen Orden stammten. Erst im 19. Jahrhundert kam es zu einem völligen Bruch und einer konkurrenzierenden Weltanschauung.“ Wie diese rund um das Thema Hilfe aus Sicht eines Forschers von Arzneistoffen und einer Bibelwissenschafterin aussieht, ist Inhalt der nächsten Lehrveranstaltung. „Woher kommt mir Hilfe? Der Kampf mit den Schattenseiten des Lebens“ heißt es am 4. April 2019 um 18 Uhr im Seminarraum 03.K1 in der Schubertstraße 1 – übrigens ein naturwissenschaftliches Institutsgebäude.
Die weiteren Termine:
16. Mai 2019: Von guter und verantwortungsvoller Lebensführung: naturwissenschaftliche und biblische Konzepte
6. Juni 2019: Über die Liebe: Eros und Sexualität
Das Konversatorium ist sowohl für alle Studierenden als auch öffentlich zugänglich und ein erster „Versuchsballon“, so Fischer und Kungl. Fortsetzung nicht ausgeschlossen.