In der Literatur vertreibt er Vampire, laut Volksmedizin soll er bei Hühneraugen, Husten und eitrigen Wunden helfen. Die Wissenschaft entdeckt ihn gerade neu: Dem Knoblauch, einer in vielen Küchen unverzichtbare Zutat für schmackhafte Gerichte, ist aktuell der Kongress "Renaissance für Knoblauch und andere Heilkräuter als Chance für Benachteiligte in Europa" an der Karl-Franzens-Universität Graz gewidmet.
Univ.-Prof. Rudolf Bauer, Leiter des Instituts für Pharmazeutische Wissenschaften der Uni Graz und gemeinsam mit Dr. Michael Ausserwinkler vom Ludwig-Boltzmann-Institut Althofen wissenschaftlicher Leiter der Tagung, unterstrich in seinem Vortrag unter anderem die pharmakologische Wirkungen der "Wunderwaffe Knoblauch": Die Knolle hat eine entzündungshemmende Wirkung, führt zu leichter Blutdrucksenkung, verlängert die Blutungs- und Gerinnungszeit und dämmt die Verbreitung von Krebszellen ein.
Trotz dieser überaus positiven Eigenschaften fristet der Knoblauch in Europa ein Schattendasein: Nicht nur, dass er hierzulande nur in verschwindend kleinen Mengen angebaut wird - rund 80 Prozent des weltweiten Bedarfes werden in China produziert - , auch in Forschung, Entwicklung und Anwendung besteht laut ExpertInnen Aufholbedarf.
Deswegen wurde bei dem öffentlich zugänglichen Kongress nicht nur diskutiert, wie Knoblauchpräparate zum Beispiel bei Entzündungen und Gelenkserkrankungen wirken, welchen Einfluss sie auf Normal- und auf Krebszellen ausüben und wie ihre Qualitätskontrolle forciert werden kann, sondern es wurde auch das Konzept eines Kompetenzzentrums für Knoblauch und Fruchtfolgepflanzen vorgestellt. Dieses könnte als zentrale Schnittstelle den Austausch zwischen der Grundlagenforschung und der Anwendung im Bereich der Pharmazeutischen Wissenschaften erleichtern und zudem wichtige Schulungen koordinieren.
Auch andere europäische Heil-und Gewürzpflanzen fanden mit ihren vielfältigen Anwendungsformen im Rahmen der Tagung Erwähnung. Die unmittelbar damit verbundenen potentiellen Markt- und Arbeitsmarktchancen stellten einen weiteren Schwerpunkt des Kongresses dar.
Ein in dieser Hinsicht vorbildhaftes Projekt steht derzeit in den Startlöchern: "BIO-KNOBLAUCH ROMANES" von European Neighbours, der Stadt Graz sowie dem Land Steiermark, das es sich zum Ziel gesetzt hat, nachhaltige Knoblauch-Produktion in Europa zu etablieren und gleichzeitig sichere Jobs für Roma-Familien zu schaffen. Der Kongress an der Uni Graz legt die wissenschaftliche Basis für dieses Projekt, das von ÖVP-Gemeinderätin Sissy Potzinger initiiert wurde. Dieses will nicht nur die Grundlage für eine vermehrte Kultivierung des Knoblauchs in Europa schaffen, sondern sichert zudem Arbeitsplätze für acht Roma-Familien: 25.000 Euro zahlen Land und Stadt dafür.
Das Know-how stammt von der Landwirtschaftsschule Alt-Grottenhof. Das Projekt selbst wird in der Slowakei, Kroatien, Ungarn und Rumänien durchgeführt, Kooperationspartner ist die Supermarktkette Spar.
Wie man am besten mit Knoblauch kocht, zeigte Starkoch Christof Widakovich, der auch einen Vortrag zur Rolle des Knoblauchs in einer ausgewogenen Ernährung hielt, am Abend anschaulich vor.