Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) für die westliche Welt nachvollziehbar aufbereiten, ihre Wirksamkeit mit modernsten wissenschaftlichen Methoden überprüfen und die Ergebnisse dieses Forschungsprozesses mit KollegInnen weltweit teilen und diskutieren: Das sind Ziele des "Consortium for Globalization of Chinese Medicine (CGCM)". Das jährliche Treffen, mittlerweile das zwölfte, findet heuer erstmals - und zum zweiten Mal überhaupt außerhalb Chinas - in Graz, vom 26. bis 29. August 2013, an der Karl-Franzens-Universität statt.
Rund 300 internationale WissenschafterInnen und RepräsentantInnen jener 120 Institutionen, die Mitglieder des Konsortiums sind, sind in die Steiermark gereist, um mit ihren KollegInnen hochaktuellen Fragen in der TCM-Forschung nachzugehen. Die thematische Bandbreite ist dabei enorm, betont der Vorsitzende des lokalen Organisationskomitees, Univ.-Prof. Dr. Rudolf Bauer vom Institut für Pharmazeutische Wissenschaften der Uni Graz: "Die präsentierten Forschungsarbeiten betreffen die Arzneistoffsuche im Bereich der Naturstoffe, aber auch traditionelle sowie neue pflanzliche Arzneimittel und Nahrungsergänzungsmittel."
Auch didaktische Fragen werden disktuiert, sowie das Thema "Herbal Ressources": Dabei geht es um die Frage, wie die betreffenden Pflanzen nachhaltig und in hoher Qualität reproduziert werden können, um den Bedürfnissen globalisierter TCM-Forschung nachzukommen? Wie und wo setzt man Qualitätskontrollen an? Was definiert man Qualität in dieser Hinsicht überhaupt?
Eine große Herausforderung in dieser Hinsicht ist außerdem die Frage, mit welchen wissenschaftlichen Methoden man TCM überhaupt erfassen kann, erklärt Bauer: "Eine Maxime, die derzeit in der westlichen Welt hohe Wellen schlägt, ist die der personalisierten Medizin. Dabei werden unter anderem die individuellen Enzymmuster von PatientInnen untersucht und erforscht, wie sie verschiedene Arzneimittel metabolisieren. Die TCM verfolgt jedoch genau dieses Prinzip der Personalisierung seit Anbeginn." Das Ziel von Treffen wie diesem sei es daher, durch Gedankenaustausch und Diskussionen einer integrativen Medizin, die das Beste aus Ost und West verbindet, den Weg zu bereiten, so Bauer.
Die Tagung wird unter anderem folgende Themen schwerpunkmäßig behandeln:
- Bioinformatik und Datenbanken
- Anwendung der "Omics"-Technologien in der TCM-Forschung
- Naturstoffanalytik, Qualität pflanzlicher Arzneimittel
- Biotransformation und Stoffwechsel
- Wirkstoffe und Mechanismus-Studien
- Arzneimittelwechselwirkungen und Toxizität
Das Consortium for Globalization of Chinese Medicine (CGCM) ist eine 2003 Dr. Yung-Chi Cheng, Professor für Pharmakologie an der Universität Yale, ins Leben gerufene Plattform von mittlerweile rund120 Institutionen, die sich mit TCM-Forschung beschäftigen. Dem CGCM gehören neben Yale so berühmte Universitäten wie Cambridge, Oxford, Columbia New York, Hong Kong, Tokyo, Sydney, LMU München, sowie Fudan und Tongji in Shanghai, Beida und Tsinghua in Peking, an. Die früheren Tagungen haben - bis auf eine "Ausnahme" in Nottingham - immer in China stattgefunden. Graz ist somit die erst zweite europäische Stadt, die diesen prestigeträchtigen Kongress ausrichtet, bei dem östliche und westliche TCM-Forschung aufeinander treffen.
Gleich im Anschluss, am 30. August 2013, findet ebenfalls an der Uni Graz die zweite Jahrestagung der "Good Practice in TCM Research Association" statt. Diese Gesellschaft widmet sich insbesondere europäisch-chinesischen Forschungskooperationen auf dem Gebiet der Traditionellen Chinesischen Medizin. Gründungspräsident Rudolf Bauer zur Zielsetzung: "Diese Plattform soll zur Vernetzung von TCM-ForscherInnen, mit besonderem Fokus auf Europa und China, beitragen, um die gemeinsame Beantragung von internationalen Forschungsprojekten zu erleichtern." Außerdem werden Best Practice-Methoden für die TCM-Untersuchung besprochen und ausgetauscht.