Clematis und Geißblattgewächse als entzündungshemmende Arzneimittel: Das sind nur zwei Pflanzengattungen, die derzeit das Forschungszentrum für Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) an der Uni Graz wissenschaftlich unter die Lupe nimmt. Im Rahmen des Nationalen Forschungsnetzwerkes „Drugs from Nature Targeting Inflammation“ werden die Wirkung der Medikamente aus der Natur erforscht. Dank einer neuen Kooperation mit dem weltweit größten botanischen Garten für Arzneipflanzen in Südchina werden die Aktivitäten nun ausgeweitet.
Das Interesse wächst. Arzneipflanzen aus der Traditionellen Chinesischen Medizin erleben weltweit eine Blütezeit. WissenschafterInnen des TCM-Forschungszentrums, das die Karl-Franzens-Universität in Kooperation mit der Medizinischen Universität seit 2007 betreibt, verfügen über ein hohes Maß an Know-how, das auch im TCM-Ursprungsland China enorm geschätzt wird. Rektorin Univ.-Prof. Dr. Christa Neuper konnte im April 2013 bei einem Besuch in Nanning (Südchina) die Partnerschaft vertiefen: Die Uni Graz wird künftig mit dem Guangxi Botanischen Garten für Arzneipflanzen, mit mehr als 7.000 Arten der größte der Welt, noch enger zusammenarbeiten. In einem Joint-Laboratory bündeln die Uni Graz und die chinesische Forschungsinstitution die Arbeiten, nutzen Geräte gemeinsam und tauschen ihr Wissen aus. „Neben den PharmazeutInnen soll in Zukunft auch der Botanische Garten der Uni Graz in den Wissenstransfer eingebunden werden“, erklärt Rektorin Neuper.
Entzündungshemmende Wirkstoffe
Eine der zahlreichen Gewächse, die derzeit im Rahmen des Projektes „Drugs from Nature Targeting Inflammation“ – Teil des Nationalen Forschungsnetzwerkes des Wissenschaftsfonds FWF – erforscht werden, ist die chinesische Pflanzengattung Notopterygium. „Es gibt zahlreiche Hinweise auf entzündungshemmende Substanzen, aber auch bereits nachgewiesene positive Wirkungen auf den Stoffwechsel, welche bei der Diabetes-Therapie eine Rolle spielen könnten“, so Univ.-Prof. Dr. Rudolf Bauer, Leiter des Instituts für Pharmazeutische Wissenschaften sowie des TCM-Forschungszentrums. Weitere medizinisch wirksame Stoffe werden in Clematis-und Lonicera-Arten vermutet.
Joint-Laboratory
„Auf rund 20.000 Quadratmetern stehen im Joint-Laboratory Geräte und Infrastruktur nach modernstem Standard zur Verfügung“, beschreibt Bauer. Auf der enormen Artendichte auf dem 220 Hektar großen Gelände können die ForscherInnen aus dem Vollen schöpfen, wissenschaftliche Publikationen werden gemeinsam veröffentlicht. Zudem soll der Austausch von WissenschafterInnen und Studierenden vorangetrieben werden. Erfolgreiche Beispiele dafür gibt es bereits: Grazer Studierende besuchen unter der Leitung von Pharmazie-Professor Bauer regelmäßig die von ihm organisierte Sino-Austrian Summerschool for Chinese Herbal Medicine in Nanning. 28 TeilnehmerInnen überreichte Rektorin Neuper jüngst bei ihrem Vor-Ort-Besuch die Zertifikate.
Österreichischer Garten in China
Weitere sichtbare Zeichen des Zusammenwachsens sind sowohl ein unterfertigtes Kooperationsabkommen als auch erste Pflanzungen österreichischer Flora im Botanischen Garten in Nanning. Auf etwa 1.000 Quadratmetern sollen heimische Arzneigewächse, wie Baldrian und Weißdorn, angesiedelt werden.
Montag, 29.04.2013